Kahnbein
Brüche (=Frakturen) des Kahnbeins enden häufig mit signifikanten funktionellen Verlusten, Arbeitsunfähigkeit für Wochen und langfristiger Abstinenz von sportlichen Ausgleichsaktivitäten. Hauptprobleme rund um die Kahnbeinfraktur sind immer noch die Diagnose, aber auch andere Komplikationen wie posttraumatische Schmerzen, Funktionsverlust, verzögerte Frakturheilung bis hin zur Pseudarthrose (=Nicht-Heilung des Knochens).
DIAGNOSE
Die Diagnose erfolgt mittels klinischer Untersuchung und Evaluierung des Unfallhergangs. Meistens handelt es sich um einen Sturz auf die ausgestreckte Hand, wobei das Handgelenk nach hinten überstreckt wird. Das Druckschmerzmaximum ist über der Tabatiere, jener Mulde, die durch zwei Daumenstrecksehnen gebildet wird. Nach kurzer Zeit findet sich dort meist auch ein Hämatom (=Bluterguss). Oft sind die Beschwerden aber nicht sehr stark ausgeprägt, sodass dieser Bruch manchmal gar nicht bemerkt wird, bzw. die Symptome einfach übergangen werden. – Das ist allerdings ein Nachteil, denn die Nicht-Behandlung führt meist zur Pseudarthrose (s. unten), mit ihren unangenehmen Folgen.
Unbedingt erforderlich zur Diagnose ist das Röntgen, wobei vier Aufnahmen von der Handwurzel angefertigt werden (Bild 1a). Sollten zwar die klinischen Symptome einer Kahnbeinfraktur bestehen, diese aber radiologisch nicht nachweisbar sein, empfiehlt Univ.Prof. Dr. Christian Gäbler eine MRI Untersuchung (Bild 1b). Die Alternative dazu wäre es, die verletzte Hand einzugipsen – und nach 10 Tagen erneut Röntgenbilder anzufertigen.
BEHANDLUNG
In vielen Krankenhäusern wird das verletzte Handgelenk immer noch einfach eingegipst. Oft wird auch noch der Daumen mit-eingegipst, obwohl es inzwischen erwiesen ist, dass der Daumeneinschluss bei der unverschobenen Kahnbeinfraktur keinen Vorteil bringt. Für einen unverschobenen Kahnbeinbruch ist ein richtig angelegter Unterarmgips ausreichend. Die Ruhigstellungsdauer im Gips liegt bei acht Wochen.
Es ist zwar generell anerkannt, dass Kahnbeinfrakturen üblicherweise innerhalb von acht Wochen geheilt sind, allerdings kann die knöcherne Heilung auch 12 bis 16 Wochen dauern – und manche Frakturen sind trotz dieser langen Gipsfixierung nicht geheilt – und es kommt zur Pseudarthrose (=Nicht-Heilung mit der Bildung eines Falschgelenkes)
Die Pseudarthrose des Kahnbeines ist ein ernstes Problem, welches üblicherweise mit massiver Handgelenksarthrose, starken Schmerzen und Schwäche endet – und operative Eingriffe bis hin zur Handgelenksversteifung erfordert. Es ist offensichtlich, dass die meisten Pseudarthrosen durch eine unzureichende Gipsruhigstellung entstehen. Oft kommt es aber auch zur Pseudarthrose, weil eine Verletzung des Kahnbeines nicht erkannt wurde. Kahnbeinbrüche treten vor allem bei jungen und aktiven Menschen durch einen Sturz auf das Handgelenk auf (wie zum Beispiel beim Radfahren, Inline-Skaten, Schifahren – oder auch ganz einfach durch einen Sturz auf der Straße). Um den Kahnbeinbruch nun heilen zu lassen, werden diese Menschen für Wochen und Monate im Gips ruhig gestellt – und damit aus dem Arbeitsprozess ausgegliedert, und natürlich auch aus ihrem sportlichen Leben.
ALTERNATIVE –> PERKUTANE OPERATION
Die Alternative besteht darin, die Patienten mit einer sehr schonenden (minimal-invasiven) Operationsmethode zu behandeln. Dabei wird mit einem Minischnitt eine Schraube eingebracht, die diesen Bruch stabilisiert. Die Patienten brauchen keinen Gips – und sind nach vier Wochen wieder voll sport- und arbeitsfähig.
Das war der prinzipielle Ansatz des Teams. Hr. Dr. Gäbler hat als Senior-Autor gemeinsam mit der Universität von Edinburgh eine wissenschaftliche Studie durchgeführt, die in einem Top-Journal publiziert wurde:
McQueen MM, Gelbke M., Wakefield A., Will E., Gaebler C.
Percutaneous Screw Fixation versus conservative treatment for fractures of the waist of the scaphoid: A Prospective Randomized Study
J Bone Joint Surgery Br (2008) 90: 66 – 71
Diese Studie zeigte mit wissenschaftlichen Methoden ganz objektiv, dass die operative Methode der langen Gipsruhigstellung ganz eindeutig überlegen ist. Es gab keine wesentlichen Komplikationen durch die Operation. Patienten, die operiert worden waren, konnten nach fünf Wochen wieder jeden Sport machen – und waren dann auch voll arbeitsfähig. Patienten, die nur gegipst worden waren, brauchten durchschnittlich acht Wochen, um wieder arbeiten zu können – und durchschnittlich 14 Wochen, bis sie wieder voll sportfähig waren. Außerdem gab es in der Gruppe der nicht operierten Patienten drei mit Pseudarthrosen, die nach 16 Wochen Gipsbehandlung doch operiert werden mussten.
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