Die Tücken der Achillessehne
Gerade im Frühjahr sehen wir regelmäßig PatientInnen mit Beschwerden der Achillessehne.
Diese Beschwerden entstehen meist durch Überlastung (Tendopathie) und treten oft schleichend auf. Fast immer ist der Auslöser zu viel Sport bzw. zu viel Belastung. Bei einem chronischen Verlauf kann die Achillessehne auch reißen.
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im Körper. Sie überträgt die Kraft der Wadenmuskulatur auf den Fuß und fängt mit jedem Schritt ein Mehrfaches des Körpergewichts auf. Sie besteht aus einem Gewebe das auf der molekularen und zellulären Ebene schnell auf die mechanische Belastung reagiert. Anabole und/oder katabole Proteine können sich innerhalb von Stunden bei oder nach der Belastung deutlich verändern und kehren innerhalb von 72 Stunden zum Ausgangswert zurück.
Wenn wir laufen, wirken bei jedem Schritt Kräfte auf die Achillessehne, die das Zehnfache des eigenen Körpergewichts überschreiten können. Noch höher sind diese Kräfte beim Springen und Hüpfen. Eine besondere Reißfestigkeit und Dicke ermöglichen die extreme Belastung, der sie ausgesetzt ist. Die durchschnittliche Länge der Sehne liegt bei 20–25 cm, wobei an der Vorderseite beinahe bis zum Ansatz Muskelfasern inserieren.
Beschwerden der Achillessehne kommen oft schleichend. Sind sie erst einmal vorhanden, können sie allerdings ziemlich hartnäckig und langwierig sein. Meist sind hiervon sportlich aktive Menschen, vorwiegend Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, betroffen.
Tendopathie
Die Tendopathie ist eine schmerzhafte Reizung der Achillessehne oder des Sehnenansatzes (Enthese). Diese Reizung führt häufig zu einer verdickten, geschwollenen Achillessehne und Druckschmerzhaftigkeit. Die Ursache für die Erkrankung ist meist eine Überlastung aufgrund eines gesteigerten oder übermäßigen Trainingspensums. Läufer und Hobbysportler, die nach längerer Trainingspause in den Sport zurückkehren, sind häufig von einer Achillodynie betroffen. Aber auch Fußfehlstellungen wie ein Knick-Senkfuß oder Hohlfuß können verantwortlich sein.
Bei SportlerInnen steigt das Risiko mit dem Alter und der Zahl der zurückgelegten Trainingskilometer.
Typische Sportarten, die zu Überlastungsproblemen führen, sind:
- Mittel-, Langstrecken und Orientierungslauf
- Leichtathletik
- Tennis
- Badminton
- Volleyball
- Fußball
Ursachen und Risikofaktoren für eine Tendopathie
- verkürzte, verspannte oder ermüdete Wadenmuskulatur
- unzureichendes Aufwärmen
- zu schnelles Erhöhen des Trainingsumfangs oder zu hohes Trainingspensum
- zu kurze Regenerationsphasen
- extreme Belastungen, etwa Tempo- und Bergläufe
- ungeeignete Schuhe, etwa zu steifes Material oder ungünstig platzierte Fersenkappe
- Einnahme von Chinolon-Antibiotika
- muskuläres Ungleichgewicht der Wadenmuskulatur
- Diabetes mellitus, Arthritis, Gicht
- Übergewicht
Weitere mögliche Ursachen für wiederkehrende Schmerzen der Achillessehne:
- Probleme mit der Wirbelsäule
- verkürzter hinterer Oberschenkelmuskel
- Beinlängendifferenz
- Schiefstand der Hüfte
Mit einer Ganganalyse können typische Risikofaktoren und Symptome identifiziert und entsprechende Maßnahmen gesetzt werden.
Symptome der akuten Tendopathie
Anfänglich treten belastungsabhängige Schmerzen in der Ferse auf, wobei meist der Bereich, der etwa 2 bis 3 cm vom Sehnenansatz der Achillessehne entfernt ist, schmerzt.
Bei einer akuten Tendopathie führt die Überlastung der Sehne zu Mikrorissen in der Sehnenstruktur, ähnlich wie bei Muskelkater.
Typische Symptome:
- geschwollene, schmerzhafte Sehne, die empfindlich auf Belastungen reagiert
- diffuser, teils stechender Schmerz an verschiedenen Stellen der Sehne, meist in Fersennähe (Achillodynie), oder Druckschmerz
- eingeschränkte Beweglichkeit des Sprunggelenks
- bei Entzündungen auch Rötung oder Überwärmung
In der Regel benötigt eine angeschlagene Achillessehne sechs bis acht Wochen bis sie wieder belastbar ist. Dauern die Beschwerden länger als zwei Wochen, sollten Sie diese unbedingt ärztlich abklären lassen, denn bei fortschreitender Schädigung der Sehne kann es zu einer Ruptur in der Achillessehne kommen, bis hin zum kompletten Abriss der Sehne.
Typische Beschwerden bei einer sogenannten Ruptur:
- schlagartig auftretende starke Schmerzen im Bereich der Achillessehne oder unteren Wade
- reißendes oder knallendes Geräusch
- Zehenstand auf dem betroffenen Bein gar nicht oder nur unter starken Schmerzen möglich
Therapie
Bei akuter Tendopathie ist eine kurze Sportpause dringlich erforderlich. Die Dauer sollte der behandelnde Arzt festlegen.
Wer jedoch an chronischer Tendopathie leidet, sollte die Achillessehne gezielt exzentrisch belasten. Das stimuliert die Sehnenzellen, Kollagen und Proteine zu bilden. Dadurch erholt sich die Sehne. Die durchschnittliche Heilungszeit beträgt mindestens drei Monate, wobei die Erfolgsrate bei 90 Prozent liegt. Sportarten, bei denen die Achillessehne übermäßig belastet wird, etwa durch Sprünge oder schnelle Richtungswechsel wie beim Laufen, Tennis oder Fußball, sollten vermieden werden. Empfehlenswert sind Sportarten, die die Sehne schonen, zum Beispiel Aquajogging, Aquacycling, Schwimmen, Radfahren, Rudern und Krafttraining.
Weich gepolsterte Einlagen und Fersenerhöhungen nehmen den Zug von der Achillessehne und entlasten sie dadurch. Zudem stützen Bandagen die Sehne und haben einen massierenden Effekt.
Was kann der Patient selbst beitragen?
- vor dem Training gut aufwärmen
- exzentrische Dehnung der Achillessehne unter Belastung durch das Körpergewicht
- Dehnung der Plantarsehne
- Belastung reduzieren
- entzündungshemmende Schmerzmittel als Salbe auftragen oder einnehmen
- kein Training unter Einfluss von Schmerzmitteln
Weitere Fragen?
Die ExpertInnen des Sportambulatorium Wien sind gerne für Sie da
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