Gelenksflächen der Oberschenkelrollen

Gelenksflächen der Oberschenkelrollen

Voraussetzung für eine reibungslose und schmerzfreie Bewegung im Kniegelenk ist ein intakter Gelenkknorpelüberzug auf Oberschenkelrolle und Schienbeinkopf. Hier finden sich die Knorpelschäden vor allem an der Innenseite des Gelenkes. Je nach Größe des Schadens kommen unterschiedliche Therapiemethoden zur Anwendung:

MICROFRACTURES

Dabei wird der Knochen mit einer Art Ahle angebohrt. Die Idee ist dieselbe wie bei den Pridiebohrungen: Man versucht den sklerosierten Knochen zu durchbrechen und das Einsprossen von Blutgefässen zu erzielen. Durch das Einwandern von mesenchymalen Stammzellen kommt es zur Bildung von Ersatzknorpel. Die Erfolgsquote bei den Microfractures ist sehr gut und wird in der Literatur mit bis zu 80 % angegeben.

Der Vorteil gegenüber den Pridiebohrungen liegt darin, dass im Gegensatz zu den Pridiebohrungen (bei denen durch die rasche Drehzahl des Bohrers doch recht beachtliche Hitze entstehen kann, wodurch es zu Verbrennungen des Knochens und der Gefäße kommt) bei den Microfractures der Knochen mit einer Art Ahle eröffnet wird. Dabei entstehen keine Hitzschäden.

Univ. Prof. Dr. Gäbler  Ergebnisse mit den Microfractures sind ausgesprochen gut. Meist ist schon nach wenigen Monaten der Knorpelschaden nicht mehr erkennbar. Bei kleineren Knorpeldefekten gibt Univ. Prof. Dr. Christian Gäbler daher dieser Methode den Vorzug gegenüber einer Knorpelzelltransplantation (die wesentlich aufwändiger ist).


Mehr zum Thema Knieverletzungen im Sport erfahren Sie in diesem Kurier-Interview mit Univ. Prof. Dr. Gäbler. 

Auf diesem intraoperativen Bild einer Arthroskopie erkennt man sehr schön die Löcher, die bei den Microfractures hinterlassen werden.

MOSAIKPLASTIK

Kleinere Knorpeldefekte in den Belastungszonen des Kniegelenkes können mit einer Mosaikplastik gedeckt werden. Dabei werden Knorpel-Knochenzylinder von Stellen des Kniegelenkes entnommen, an denen Knorpel nicht gebraucht wird (außerhalb der Belastungszonen). Die entnommenen Knorpelzylinder werden dann in den Knorpeldefekt eingesetzt und können dort einheilen.

Allerdings entstehen bei dieser Methode Löcher (Hebedefekte), die nicht selten Schmerzen verursachen – daher wird diese Methode nur noch in Ausnahmefällen angewandt wird (s..u.)

Wofür eignet sich eine Mosaikplastik?

Die Mosaikplastik kann indiziert sein bei Morbus Ahlbäck (=aseptische Knochennekrose) aber auch bei OCD (Osteochondrosis dissecans) am Knie und Sprunggelenk.

KNORPELTRANSPLANTAT (MACT)

Größere Defekte werden mit Knorpeltransplantaten gedeckt. Dazu muss Knorpel in einer ersten Operation entnommen werden. Dieser Knorpel wird dann außerhalb des Körpers kultiviert und vermehrt. Ungefähr 6 Wochen nach der ersten Operation kann dann der neu gezüchtete Knorpel im Rahmen einer zweiten Operation als Transplantat eingesetzt werden. Die Indikation für ein Knorpeltransplantat ist sehr eingeschränkt, da es keinen begleitenden Meniskusschaden oder gegenüberliegenden Knorpeldefekt geben darf.

AutoCart Knorpel (MINCED CARTILAGE)

Eine einfachere Methode (weil nicht zwei Operationen erforderlich sind) ist die Knorpeldeckung mittels AutoCart System (Arthrex). Mit dieser Methode können auch größere Knorpelschäden in einem meist minimal invasiven Eingriff gedeckt werden.

Bild: Nach Präparation des Knorpeldefekts und Vorbereitung der Knorpelpaste wird diese in den Defekt eingebracht (Bildrechte Fa Arthrex)

Bei der AutoCartMethode wird Knorpel von den Defekträndern mittels Shaver entnommen und dabei gleich verkleinert (=minced). Da man die Knorpelränder sowieso begradigen muss, entsteht kein weiterer Knorpeldefekt (wie zB bei der Mosaikplastik) – nur in seltenen Fällen muss man Knorpel auch von anderen unbelasteten Arealen entnehmen. Danach wird der Knorpel mit körpereigenem PRP (ACP) und Thrombin vermischt, wodurch eine Paste entsteht, die in den Defekt eingebracht und dort mit Thrombin und nochmals ACP überzogen wird, um das Areal zu versiegeln. Im ACP befinden sich hochdosiert Wachstumsfaktoren, die die Heilung des Knorpels stimulieren. Thrombin ist entscheidendes Makromolekül für die Blutgerrinung – und wird während der OP aus dem Blut des Pat. entnommen.

Der grosse Vorteil dieser Methode liegt darin, dass nur körpereigene Substanzen des Patienten verwendet werden und es daher keine Abstossungsreaktionen geben kann – und dass nur eine Operation erforderlich ist.

In den meisten Fällen ist eine Entlassung bereits einen bis spätestens zwei Tage nach OP möglich. Eine Orthese (Schiene) muss für sechs Wochen getragen werden. Entlastende Mobilisierung mit Stützkrücken ist für sechs Wochen erforderlich. Unerlässlich für den Heilerfolg ist die begleitende Physiotherapie.

Es handelt sich bei dieser Methode um eine anerkannte Therapieform mit sehr guten Therapieergebnissen, die von der Firma Arthrex durch Entwicklung neuer Instrumente und Einbeziehung von ACP(PRP) + Thrombin entscheidend verbessert wurde.

KNORPELGLÄTTUNG

In seiner Praxis bekommt Univ. Prof. Dr. Christian Gäbler  immer wieder Patient*innen zu sehen, die eine Arthroskopie hatten, bei der auch eine Knorpelglättung durchgeführt wurde. Nahezu allen betroffenen Patient*innen ging es nach einer Knorpelglättung schlechter als zuvor. 

Wissenschaftliche Studien haben inzwischen eindeutig gezeigt, dass die Knorpelglättung (vor allem bei älteren Patient*innen) nicht nur zu keiner Besserung, sondern meist sogar zu einer Verschlechterung der Beschwerden führt.

Wie Univ. Prof. Dr. Gäbler  ausführt, liegt das Problem darin, dass bei einer Knorpelglättung auch guter Knorpel weggeschliffen wird, da während der Arthroskopie makroskopisch keine Unterschiede zwischen dem Knorpel gemacht werden kann. 

Die Knorpelglättung wird zwar in den Leitlinien mancher österreichischer und deutscher Gesellschaften nach wie vor vertreten, Univ. Prof. Dr. Christian Gäbler hält diese Methode jedoch für eine Fehlbehandlung und rät seinen Patient*innen von diesem Eingriff dezidiert ab. 

Ausnahme: Klar davon ausgenommen sind jene Fälle, in denen Knorpelschuppen abgetragen werden müssen, die sich diese sonst in absehbarer Zeit lösen und zu frei herumschwimmenden Gelenkskörpern (Gelenksmaus) führen würden.

EIGENBLUT-INFILTRATIONEN (ACP)

ACP (autologes conditioniertes Plasma) ist ein Eigenblutprodukt. Dem / der Patient*in wird dazu Blut aus einer Armvene abgenommen und auf eine spezielle Weise zentrifugiert. Dadurch werden Thrombozyten (Blutplättchen) aktiviert, die wiederum proliferative Substanzen freisetzen (wie Platelet Derived Growth Factor ,PDGF) und morphogene Proteine (Transforming Growth factor, TGF), welche für Muskel-, Sehnen-, Knorpel- und Knochenheilung wichtig sind.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Eigenbluttherapie (ACP) im SPORTambulatorium Wien. 

CINGAL GEL SPRITZE – HOCHVERNETZTE HYALURONSÄURE

Die Cingal Gel Spritze enthält hochvernetzte, stabile Hyaluronsäure. Zur Hyaluronsäure gibt es inzwischen sehr viele Studien. Hyaluronan, das Natriumsalz der Hyaluronsäure, ist ein zuckerartiges Molekül, auch Polysaccharid genannt. Hyaluronan ist in seinem molekularen Aufbau eine lange Kette aus vielen gleichen Gliedern und ein wichtiger Bestandteil der Gelenkflüssigkeit. Es wird von den Zellen der Gelenkschleimhaut gebildet, in die Gelenkhöhle abgegeben und ist dort mitverantwortlich für die Schmierung des Knorpelbelages. Die Länge der Hyaluronan-Ketten beeinflusst die Schmiereigenschaften (Viskoelastizität) des entsprechenden Präparates.

NEBENWIRKUNGEN DER CINGAL GEL SPRITZE

Lokal kann es an dem behandelten Gelenk zu Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Hitzegefühl, Rötungen und Schwellungen kommen. Dies tritt bei der hochvernetzten Hyaluronsäure sehr häufig auf – diese Reaktionen sind zwar unangenehm, das Knie beruhigt sich aber üblicherweise nach wenigen Tagen wieder. In seltenen Fällen wurden Überempfindlichkeitsreaktionen beobachtet.

WIRKUNGSMECHANISMUS HYALURONSÄURE

Ein genauer Wirkungsmechanismus lässt sich für die Hyaluronsäure nicht beschreiben. Es wurde allerdings festgestellt, dass in arthrotischen Gelenken die Hyaluronsäurekonzentration deutlich geringer ist als in gesunden Gelenken. Die Injektion von Hyaluronsäure in das betroffene Kniegelenk soll nun die Gelenksschmierung verbessern. Hyaluronan hat zudem eine entzündungshemmende Wirkung

Große Studien haben gezeigt, dass Infiltrationen mit hochvernetzter Hyaluronsäure besser wirken, als mit einfacher Hyaluronsäure (diese Spritzen haben auch den Nachteil, dass man 3 – 5 Mal hintereinander, meist in Wochenabstand, eine Spritze in das Knie verabreichen muss – während bei hochvernetzter Hyaluronsäure meist eine Spritze für viele Monate ausreicht).

Durch diese Gelimplantation mit der hochvernetzten Hyaluronsäure wird der Erhalt der natürlichen Gelenkfunktion verbessert. Dies geschieht durch die Wiederherstellung der mechanischen Funktion der Gelenkflüssigkeit (Viskoelastizität). Außerdem werden Knorpel zerstörende Enzyme durch Cingal abgepuffert und somit die weitere Knorpelzerstörung verzögert. Durch die hohe Produktstabilität von Cingal Gel reicht eine Behandlung oft für einen Effekt von 6 –  9 Monaten aus.

Kosten pro Infiltration: € 350,-

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