Seitenband

Seitenbandverletzungen können isoliert oder als Kombinationsverletzung, vor allem in Kombination mit Verletzungen des Meniskus und der Kreuzbänder auftreten. Isolierte Seitenbandverletzungen und knöcherne Ausrisse finden sich vor allem bei Kindern. Diese Verletzungen können meist problemlos mit einem Gips oder einer Schiene ausbehandelt werden.

Im Erwachsenenalter müssen Begleitverletzungen unbedingt ausgeschlossen werden. 

Isolierte Verletzungen des inneren Seitenbandes werden mit einer Schiene ruhiggestellt und je nach Schweregrad wird sehr rasch mit der Bewegungstherapie begonnen. Eine operative Versorgung von isolierten Seitenbandverletzungen ist nur in seltenen Fällen erforderlich.

Das Seitenband: Funktion

Das Kniegelenk hat ein innenseitiges (mediales) und ein aussenseitiges (laterales) Seitenband. Das mediale Seitenband zieht innenseitig vom Oberschenkel zum Schienbein, es liegt in einer engen Nahebeziehung zur Basis des medialen Meniskus. Das laterale Seitenband zieht von der Aussenseite des Oberschenkels zum Wadenbeinköpfchen.

Die Seitenbänder geben dem Kniegelenk passive Stabilität gegen Valgus- (X-Bein) und Varus- (O-Bein) Belastung.

Am häufigsten treten Seitenbandverletzungen durch Sportunfälle auf.

Seitenband-Verletzung

Am häufigsten treten Seitenbandverletzungen durch Sportunfälle auf. Abhängig von der Intensität einer seitlichen Krafteinwirkung kann es zu Zerrungen, Teilrupturen, vollständigen Rupturen oder knöchernen Ausrissen kommen. Innenbandverletzungen treten häufiger auf als Aussenbandverletzungen.

Symptome

Primär bestehen Schmerzen in der Region des verletzten Seitenbandes, sowie meist eine Schwellung und ein Bluterguss.

Bei hochgradigen Teilrupturen und vollständigen Rupturen des Seitenbandes kommt es häufig zu einem Instabilitätsgefühl, vor allem bei Belastung, aber auch zu Schmerzen und Bildung eines lokalen Hämatoms im Bereich der Ruptur. 

Häufige Begleitverletzungen sind Meniskusläsionen, in manchen Fällen auch Kreuzbandverletzungen, die mit entsprechenden Symptomen einhergehen.

Aufgrund der meist doch starken Schmerzen und Instabilitätsgefühl empfehlen wir, möglichst noch am Unfallort, ein lokales Krankenhaus aufzusuchen. Hier erfolgt die primäre Abklärung und Ruhigstellung mit Schiene (sofern die Instabilität dies erfordert).

Untersuchung

Zuerst erfolgt eine genaue Erhebung des Unfallzeitpunkts und Verletzungsmechanismus (=Anamnese). Dies wird, vor allem bei Freizeit-, Sport- und Berufsunfällen, gewissenhaft dokumentiert, um Unmissverständlichkeit bzgl. des Versicherungsschutzes zu gewährleisten. Im Anschluss wird eine klinische Untersuchung des verletzten Kniegelenks durchgeführt. Es werden Erguss, Schmerzhaftigkeit, Bewegungsumfang, und – am wichtigsten – die Bandstabilität untersucht. Abhängig vom Abstand, der bei Zug auf das betroffene Seitenband zwischen Oberschenkel und Unterschenkel beobachtet werden kann, wird diese sogenannte Aufklappbarkeit in drei Grade unterteilt:

  • Grad 1: unter 5mm – leichte Instabilität
  • Grad 2: 5 bis 10mm – mittlere Instabilität
  • Grad 3: über 10mm – schwere Instabilität

Im Krankenhaus wird meistens ein Röntgen durchgeführt, um eine knöcherne Verletzung des Kniegelenkes auszuschließen. Dringend angeraten ist bei Seitenbandverletzungen aber in weiterer Folge auch eine MRI Untersuchung. Hiermit kann bildgebend nachgewiesen werden, wie groß das Ausmaß der Verletzung ist. Mittels MRI können auch Begleitverletzungen wie Meniskusriss, Kreuzbandriss, Knorpeldefekte und Bone Bruises diagnostiziert werden.

Therapie einer Seitenbandverletzung

Als primäre Therapie nach der Verletzung sind Schonung, Kühlen und Hochlagern empfohlen. Zusätzlich ist das Anlegen einer elastischen Bandage empfohlen, um durch Kompression massivere Schwellungen zu verhindern. 

Bei Instabilitätsgefühl sollte auch schon vor dem Arztbesuch eine Mobilisation mit Stützkrücken und/oder eine Schienenversorgung erfolgen, sofern diese Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Bei Entlastung des verletzten Beines ist jedoch auf die unbedingte Notwendigkeit einer Thrombembolieprophylaxe hinzuweisen! 

Nach erfolgter sportmedizinischer Diagnosestellung erfolgt die Behandlung abhängig von Verletzungsgrad und Begleitverletzungen konservativ (nicht-operativ) oder operativ:

Konservative Therapie:

  • Kühlen, Schonen
  • Schmerzmedikation
  • Elastische Binde
  • Knie-Orthese für 4-8 Wochen (bei leichten und mittelgradigen Instabilitäten)
  • Primäre Mobilisation mit Stützkrücken
  • Sportphysiotherapie so rasch als möglich

Operative Therapiemöglichkeiten (arthroskopisch assistiert oder minimal-open):

Seitenband-Naht

Nach Kniegelenksarthroskopie zur Behandlung von Begleitverletzungen und direkten Abschätzung des Verletzungsausmasses wird eine chirurgische Naht zwischen den gerissenen Anteilen des Seitenbandes durchgeführt.

Refixation eines knöchernen Ausrisses

Nach Kniegelenksarthroskopie zur Behandlung von Begleitverletzungen und direkten Abschätzung des Verletzungsausmasses wird eine anatomische Reposition und Fixation des knöchernen Fragments durchgeführt. Abhängig von der Grösse des Fragments erfolgt diese mit Nahtanker oder Osteosyntheseschrauben.

Bandnaht-Augmentation mittels InternalBrace™ (Fa. Arthrex)

Nach Kniegelenksarthroskopie zur Behandlung von Begleitverletzungen und direkten Abschätzung des Verletzungsausmasses wird eine chirurgische Naht zwischen den gerissenen Anteilen des Seitenbandes durchgeführt. Im Anschluss wird diese mittels „Internal Brace“ verstärkt. Die InternalBrace-Augmentation des medialen Seitenbandes besteht aus einem 2 mm breiten FiberTape-Faden zwischen 2 knotenlosen SwiveLock-Ankern. Sie sorgt für eine schützende Verstärkung zusätzlich zu einer primären Seitenband-Naht- und wird bei hochgradiger Instabilität bzw Erfordernis der orthesen-freien Mobilisierung eingesetzt.

  • OP-Dauer: ca. 45 Minuten
  • Narbenlänge: ca. 3-4cm, Arthroskopie-Portale ca. 6mm
  • Nahtform: kosmetische Naht, eine Fadenentfernung ist nicht nötig
  • Narkose: Vollnarkose oder Spinalanästhesie möglich
  • Spitalaufenthalt: 1-2 Nächte
  • Physiotherapie: Beginn unmittelbar postoperativ
  • Verlaufskontrolle im Sportambulatorium: 2 Wochen postoperativ

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